Zahnhygiene – besonders im Alter wichtig!
Mund- und Zahnhygiene werden im Alter nicht weniger wichtig, eher im Gegenteil: Unser Mund, unsere Zähne sind unsere Visitenkarte. Wenn wir lächeln, zeigen wir auch Zähne. Mehr als 600 verschiedene Bakterienarten gibt es in unserem Mund. Einige von ihnen verursachen Mundgeruch, andere wiederum führen zu Karies oder Parodontitis. Eine gründliche Zahnhygiene ist daher nicht nur medizinisch, sondern auch gesellschaftlich von Bedeutung. Schlechte Zähne oder schlechter Atem sind in vielen Fällen psychisch belastend – auch für die Umwelt, die sich oft nicht traut, etwas zu sagen. Erkrankungen im Mundraum sind außerdem der Ausgangspunkt vieler weiterer Krankheitsbilder. Gerade bei chronischen Zahnfleischentzündungen (Parodontitis) werden die Bakterien über die Blutbahn in lebenswichtige Organe wie Herz, Niere und Lunge geschwemmt. Sind diese bereits geschwächt, wie es im Alter häufiger vorkommt, können sehr ernste bis hin zu lebensbedrohlichen Erkrankungen (Herzmuskelentzündung, Herzinfarkt) die Folge sein. Gerade alte Menschen neigen zur so genannten Aspirationspneumonie, einer Lungenentzündung durch Mundbakterien.
Richtige Zahnpflege kann also tatsächlich Leben retten. Davon abgesehen, dass Menschen auch den Appetit verlieren, wenn Druckstellen der Prothese, Zahnwurzelentzündungen oder Karies Schmerzen verursachen, ist es also für den Gesamtorganismus eine Wohltat, wenn der Mund gut gepflegt wird. Hier gilt es, die Ursache zu kennen: zumeist ein zu trockener Mund.

Wie kommt es zum trockenen Mund?
Betroffen sind vor allem ältere Menschen, die meist auch noch weniger Durst verspüren. Die Mundtrockenheit wird häufig durch chronische Erkrankungen (Diabetes), Bestrahlungen im Kopf- und Nackenbereich, Austrocknung im Alter durch mangelnde Flüssigkeitszufuhr (Dehydratation), Mundatmung oder Medikamenteneinnahme begünstigt. Die Speichelproduktion wird durch eine Vielzahl verbreiteter Mittel wie Antihistaminika, Antihypertonika oder Antidepressiva negativ beeinflusst. Wenn dann noch verschiedene der oben genannten Medikamente kombiniert angewendet werden, verstärkt sich die Wirkung.
Wofür ist Speichel gut?
Für einen gesunden Mundraum ist eine ausreichende Speichelmenge sehr wichtig. So wie Wasser im Fluss hat der Speichel eine Spülfunktion und trägt einerseits Mineralien zu den Zähnen und entfernt andererseits grobe Speisereste. Stockt der Speichelfluss, können aus den sich festsetzenden Speiseresten Ablagerungen werden, die einen idealen Nährboden für Karies bilden. Im Speichel sind zumal Proteine enthalten, die die Anhaftung und das Wachstum von Mikroorganismen eindämmen. Der Speichel dient als Puffer, der Säure neutralisiert und damit den Zahnschmelz gegen Säureangriffe schützt - zum Beispiel nach dem Genuss einer Orange. Es ist ja bekannt, dass man danach erst einmal warten soll, bevor man die Zähne putzt, weil sonst der Zahnschmelz abgerieben wird. Diese Warte- oder Regenerationszeit verlängert sich mit weniger Speichel erheblich.


Speichelfluss verbessern
- Viel trinken
- Luftfeuchtigkeit gerade im Winter durch feuchte Tücher auf den Heizkörpern erhöhen
- Kaugummi oder Lutschpastillen anbieten (Achtung- Gefahr des Verschluckens)
- Saftige Speisen reichen, nicht zu scharf, nicht zu salzig
- Zigaretten reduzieren
- In Fällen von schwerwiegenden Ursachen (z. B. Sjögren-Syndrom, Chemotherapie) helfen Speichelersatzpräparate
Schutz für die Zähne
Wie können wir unsere Patienten mit Mundtrockenheit gegen die Konsequenzen schützen? In der alltäglichen Pflege sollten neben der fluoridhaltigen Zahnpasta wöchentlich ein fluoridhaltiges Gel aufgetragen werden. Es wird zu Gel geraten, da es im Vergleich zum Spülen drei Vorteile bietet: Das Gel wird direkt auf die Zähne aufgetragen, genau dort, wo es wirken soll. Zweitens ist die Kontaktzeit länger und damit der Schutz größer. Drittens ist die Gefahr des Verschluckens deutlich geringer. Die Zahnärzte empfehlen zusätzlich das Auftragen eines fluoridhaltigen Lacks in der Praxis, das so genannte „Versiegeln“. Das ist aber nicht uneingeschränkt zu empfehlen und sollte nur angewendet werden, wenn eine starke Kariesneigung besteht.


Hilfsmittel für die Mundpflege
Solange der Senior noch selbst putzen kann, ist eine elektrische Zahnbürste das Mittel der Wahl. Wichtig sind weiche Bürstenköpfe und die inzwischen üblichen Anzeigen, wann der Kieferquadrant gewechselt werden soll. Ist der Einsatz von Zahnseide nicht mehr möglich, können feine Zahnzwischenraumbürsten zum Einsatz kommen. Eine professionelle Zahnreinigung sollte mindestens einmal jährlich erfolgen. Wenn im Alter die Selbstständigkeit und die Motorik nachlassen, helfen spezielle Bürsten mit besonders dicken Griffen, die sich leichter führen lassen. Auch Dreier-Bürstenköpfe, die gleichzeitig Kauflächen, Innen- und Außenflächen der Zähne reinigen, sind zu empfehlen. Bei Prothesen sollte regelmäßig überprüft werden, ob die „Dritten“ noch perfekt sitzen - regelmäßige Reinigung versteht sich von selbst.
Weitere Tipps?
Das Zentrum für Qualität in der Pflege hat einen umfassenden Ratgeber zum Thema herausgebracht. Der kostenfreie Ratgeber ist voller Tipps und Hinweise und dank seine Illustrationen sehr anschaulich. Es finden sich Themen wie z. B.:
- Zähneputzen am Waschbecken
- Zähneputzen im Bett
- Zunge reinigen
- Mundschleimhaut pflegen
- Reinigung und Aufbewahrung der Dritten
