Glossar

Altenheim

Altenheim, in der Umgangssprache verwendet, gleichgestellt mit Pflegeheim, Altersheim, Seniorenheim oder Seniorenresidenz.
LudwigPark Tagespflege in Berlin-Buch

Wie lange gibt es Altenheime schon? Was sind die Anfänge? Was bieten Altenheime heutzutage? Ist der Begriff „Altenheim“ heutzutage out? Über die sprachlichen Wurzeln des "Altenheims".

Erste Antworten dazu möchte dieser Glossareintrag beisteuern. Das Wort Heim ist heutzutage ungerechterweise negativ besetzt. Dazu am Ende dieses Beitrags mehr. Als erstes wollen wir schauen, auf welche Geschichte das Altenheim in Europa zurückblicken kann.

Das erste Altenheim

Die Geburtsstunde der Altenheime in Europa liegt etwa 1000 Jahre zurück. Im 13.Jahrhundert breitete sich in vielen Städten die Idee des Heilig-Geist-Stifts aus. In der Tradition der pflegerischen Betreuung von Pilgern fernab ihrer Heimat entstanden Einrichtungen, die sich zum Ziel gesetzt hatten, Kranken und Alten zu helfen.

Alle Wege führen nach Rom

Eine dieser Einrichtungen, wahrscheinlich die erste, besteht noch heute. Das 1286 vollendete Heiligen-Geist–Hospital am Koberg in Lübeck ist eine der ältesten bestehenden Sozialeinrichtungen der Welt und eines der bedeutendsten Bauwerke der Hansestadt. Wahrscheinlich konnte sie nur in einer Stadt wie Lübeck entstehen, weil hier dank des Handels- und Städtebundes die finanziellen Mittel bereitstanden, sich der sozialen Sorge anzunehmen. Die Lübecker Einrichtung steht in der Tradition der Heilig-Geist-Spitäler nach dem Vorbild von Santo Spirito in Sassia in Rom. In Rom war weniger der Handel als die Kirche der Finanzgeber. Die vielen Pilger, eine Art Tourist des Mittelalters, sorgten für die notwendigen Geldströme. Betreut wurden die Spitäler von den Brüdern vom Orden des Heiligen Geistes. Vorbild war ein Pflegeheim für englische Pilger in der Hauptstadt des christlichen Glaubens: Das Hospital gehört zu den frühesten karitativen Einrichtungen Roms. Hervorgegangen ist es aus einer Stiftung des Königs Ine von Sassia (Sassia: „Sachsenland“, Wessex). Ine hatte, wie schon einer seiner Vorgänger, Caedwalla, König von Wessex, nach Niederlegung seines Amtes eine Pilgerreise nach Rom angetreten. Ine soll mit Einwilligung von Papst Gregor II. ein Haus und eine Kapelle für englische Landsleute errichtet haben, die ständig in Rom in der Nähe des Petrusgrabes lebten. Diese Einrichtung am westlichen Ufer des Tiber wurde Schola Saxonum oder auch Burgus Saxonum genannt, woher auch der Name dieses Stadtteils (ital. Rioni) „Borgo“ herrührt. Zur Kapelle gehörte auch ein Hospiz, um kranke englische Pilger zu behandeln. Nach diesem Muster entstanden dann auch andernorts Hospize, den Anfang machte eben Lübeck.

Achtmal im Jahr warm baden

Die Bewohner des Hospitals waren einer klosterähnlichen Regel unterworfen, doch erhielten sie Nahrungsmittel und seit dem 17. Jahrhundert acht Mal im Jahr ein warmes Bad – d.h. heißt konkret, alle 6 Wochen. Während der Reformationszeit wurde das Hospital in ein weltliches“ Altenheim umgewandelt, das bis heute erhalten geblieben ist. Ursprünglich standen die Betten der Hospitalbewohner in der Halle. Im 18. Jahrhundert dienten der erste und zweite Stock als Hospital. 1820 wurden vier Quadratmeter große, hölzerne Kammern gebaut, getrennt nach Geschlechtern. Es gab zusätzlich eine kleine Bücherei und Apotheke. An den Türen der Kammern kann man noch heute Namen und Nummern der damaligen Bewohner sehen. Bis 1970 waren die Kammern bewohnt. Auch heute noch ist das Heiligen-Geist-Hospital in Teilen ein Alten- und Pflegeheim. Das Lübecker Modell hat sich weiterverbreitet und ist an einigen Standorten bis in die Neuzeit erhalten geblieben.

Darunter befinden sich Standorte in Hamburg, München, Hannover, Berlin, Frankfurt/Main und Rostock; Standorte, an denen RENAFAN auch heute aktiv ist.

Wer konnte sich im Mittalter ein Pflegeheim leisten?

Rostock, erste Erwähnung 1260. Andererseits bot das Heilig-Geist-Hospital auch familienlosen Personen oder kinderlosen Ehepaaren die Möglichkeit, im Alter oder bei Krankheiten im Hospital versorgt zu werden. Dieses Privileg, Präbende genannt, konnte entweder durch eine großzügige Geldzuwendung an das Hospital erworben werden. Die andere Möglichkeit, dieses Vorrecht zu erlangen, bestand darin, selbst über Jahre pflegerisch tätig gewesen zu sein. Diejenigen, die diese Präbende innehatten – Männer und Frauen – bildeten die Bruderschaft des Heilig-Geist-Hospitals. Die Pfründe (von mittellateinisch praebenda für „Unterhalt“ abgeleitet), Plural Pfründen, auch Präbende, historisch auch Pfrund (in der Schweiz) oder Pröven (in Norddeutschland) genannt, bezeichnet ursprünglich eine Schenkung. Später bezeichnet es das Einkommen aus einem weltlichen oder kirchlichen Amt, insbesondere die durch eine natürliche oder juristische Person gewährte Verköstigung oder Zahlung von Unterhalt. Am Beispiel Rostock zeigt sich, ins Heim konnte gehen, wer Geld hatte oder wer selber pflegerisch tätig war.

München. Im Rahmen der Säkularisation ging das kirchliche Eigentum an das Königreich Bayern. Um 1451 wurden neben Kranken erstmals auch Waisen, Findelkinder und geistig behinderte Kinder im Spital aufgenommen und versorgt. 1589 wurde auch eine Gebärstube für unverheiratete Frauen eingerichtet, die dann 1782 als Gebärhaus zum Zentrum der staatlichen Hebammenausbildung in Bayern wurde.

1806 wurde das Spitalsvermögen im Rahmen der Säkularisation verstaatlicht. Die Verwaltung des Spitals ging von der Stadt München bis 1817 an das Königreich Bayern über. Ein Jahr darauf wurde der Viktualienmarkt vom Marktplatz in den Hof des Heilig-Geist-Spitals verlegt. In den folgenden Jahren wurden die Gebäude des Spitals abgerissen.

1907 wurde ein neues Altenheim am Dom-Pedro-Platz errichtet, das als Musterbau der Altenpflege galt. Im Dritten Reich wurde das Altenheim vorübergehend in Altersheim Neuhausen umbenannt, erhielt jedoch nach Kriegsende den Namen Altersheim Heilig Geist wieder.

Für den Viktualienmarkte wird Altenheim geopfert

Der Viktualienmarkt am heutigen Ort entstand aus der Verlegung des alten Münchner Stadtmarktes am Schrannenplatz, dem heutigen Marienplatz, der als Handelsort für Getreide und andere Agrarerzeugnisse zu klein geworden war. Daher verfügte König Max I. Joseph am 2. Mai 1807, einen Teil des Marktes in das Gebiet zwischen Heilig-Geist-Kirche und Frauenstraße zu verlegen und trug dem Magistrat auf, die von der Stadt erworbenen Benefizhäuser von Heiliggeist abzubrechen. Bereits in den Jahren 1823 bis 1829 musste dieser zentrale Markt wesentlich erweitert werden. Im Jahre 1885 wurde das alte Heilig-Geist-Spital abgebrochen und die Heilig-Geist-Kirche in westlicher Richtung verlängert.

Hannover. Das Heilig-Geist-Spital und Stift waren ein im Jahre 1256 unter der Bezeichnung Hospital Sankt Spiritus gestiftetes Spital und Hospital, das seinen Sitz in der Altstadt von Hannover hatte. Heute befindet sich die Einrichtung als Pflegeheim unter der Bezeichnung Stift zum Heiligen Geist in einem 1895 errichteten Gebäudekomplex im Stadtteil Bult. Ende des 19. Jahrhunderts erfolgte eine Verlegung des Stifts aus der Altstadt.

Berlin. Das Heilig-Geist-Spital war eins von drei Hospitälern im mittelalterlichen Berlin-Cölln. Es befand sich auf der westlichen Seite der Spandauer Straße unweit des heute nicht mehr existierenden Spandauer Tores und diente der Alten- und Krankenpflege. Von den Baulichkeiten des Spitals ist allein die dazugehörige Kapelle erhalten geblieben. Das Spital war eine der ältesten Berliner Stiftungen und wurde erstmals 1272 in einem Gilde­brief der Bäcker erwähnt, nach dem „die Armenhöfe Sankt Spiritus und Sankt Georg“ stets mit gutem Brote versorgt werden sollten. Man kümmerte sich um Arme, Kranke, Hilfsbedürftige und auch Pilgern wurde Unterkunft und Verpflegung geboten. Das Spitalsgebäude wurde 1825 abgerissen. Die zum Spital gehörige Heilig-Geist-Kapelle wurde etwa um 1300 errichtet und ist eines der ältesten erhaltenen Gebäude Berlins. 

Frankfurt/Main. Das Hospital zum heiligen Geist ist das ältestSpital für Kranke und Sieche in Frankfurt am Main. Seine früheste erhaltene Erwähnung stammt aus dem Jahr 1267. Träger des Krankenhauses ist heute die Stiftung Hospital zum Heiligen Geist, eine Stiftung öffentlichen Rechts mit Sitz in Frankfurt am Main. Sie ist auch Trägerin weiterer bedeutsamer Einrichtungen, wie des Krankenhauses Nordwest (seit 1963) sowie zweier Seniorenstifte. Im 17. Jahrhundert umfasste das Haus bereits 60 Betten zur Krankenpflege

Erste ambulante Pflege – Beispiel Frankfurt

Bis zum 16. Jahrhundert wurden auch wohlhabende Frankfurter Bürger aufgenommen, danach nur mehr Gesinde und Fremde, während die Bürger sich zuhause pflegen lassen mussten. Im 18. Jahrhundert stiftete deshalb Johann Christian Senckenberg das Bürgerhospital, um es auch diesem Personenkreis zu ermöglichen, außerhäusige Krankenpflege in Anspruch nehmen zu können.

Neben den Heilig-Geist-Spitälern waren es Stiftungen, die sich um gebrechliche und bedürftige Mitmenschen kümmerten. Wir möchten hier exemplarisch zwei bedeutende Stiftungen nennen: Die Volkssolidarität (VS) ist eine im Oktober 1945 in Dresden gegründete Hilfsorganisation. Sie breitete sich in den darauffolgenden Monaten in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands aus. Sie war eine Massenorganisation in der DDR und hatte eine wichtige Bedeutung bei der Betreuung älterer Menschen, auf die sie sich in den letzten Jahrzehnten der DDR beschränken musste. Seit der deutschen Wiedervereinigung umfasst der Arbeitsbereich auch die Betreuung von chronisch Kranken, Pflegebedürftigen, sozial Benachteiligten sowie Kindern und Jugendlichen.

Die Vaterstädtische Stiftung ist ein Wohnstift in Hamburg und Mitglied des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes – Landesverband Hamburg e.V. Er unterhält rund 420 Wohnungen, verteilt auf zehn Wohnstifte in den Stadtteilen Eimsbüttel, Eppendorf. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es in Hamburg einen Höhepunkt an Stiftungsgründungen, da die Stadt sich zu einer modernen Großstadt wandelte, was auch einen enormen Wohnungsmangel mit sich brachte. Besonders alleinstehende, ältere Frauen hatten große Probleme, bei ständig steigenden Mieten bezahlbare kleine Wohnungen zu finden.

Die ServiceLeben Häuser von RENAFAN finden Sie in

Berlin-Buch

Berlin-Tegel

Brandenburg

Isernhagen

Magdeburg

München

Rostock

Was moderne Altenheime leisten

In den Heilig-Geist-Spitälern waren es eine Apotheke und eine Bücherei, Innovationen für die damalige Zeit. Die modernen Altenheimen haben aber mehr zu bieten. Dazu ein Blick auf die ServiceLeben-Häuser von RENAFAN.

  • Zeitungsrunde
  • Sitzgymnastik
  • Gymnastik
  • Gehirnjogging
  • Ausflüge
  • Ergotherapie
  • Spielerunden
  • Jahreszeitliche Feste
  • Geburtstage
  • Jubiläen
Zusammen Gymnastik

Über die Wurzeln des Begriffs Altenheim

„Ab ins Heim!“ „Jemanden ins Heim sperren“. "Herd und Heim", eine "Heimsuchung". Der Begriff "Heim" scheint nicht positiv besetzt und wird von den Machern nicht gerne genutzt. Sei damit das Kinderheim, das Heim für schwer erziehbare Kinder oder das Altersheim gemeint. In jedem Lebensabschnitt gibt es ein passendes Heim. Dabei möchten wir einmal eine Lanze für das Wort „Heim“ brechen. Worte und ihre Bedeutungen wandeln sich, man denke nur an das verwandte Wort „Heimat“. Nachdem es in den Nachkriegsjahren die Heimat-Filme gegeben hatte und die Affäre um den Baukonzern „Neue Heimat“ abgeklungen war, galt Heimat als altbacken und althergebracht. Zuletzt wurde das Innenministerium mit dem Zusatz Ministerium für Heimat versehen und greift das Bedürfnis der Menschen nach Verbundenheit mit der Umgebung, in der sie leben, auf. Anders als das „Heimat“ war „Heim“ zuletzt keinem Bedeutungswandel unterzogen. Der Begriff wurde eher neu benannt, um besser zu klingen. Eine Alternative ist die „Seniorenresidenz, was edler klingen soll als das Altenheim, oder die Wortschöpfung „ServiceLeben“ von RENAFAN, die weniger protzen möchte, sondern den Servicegedanken in den Vordergrund stellt.

Die ursprüngliche Bedeutung von Heim

Dabei hat „Heim“ an sich eine interessante Sprachwurzel, die wenigen bekannt sein dürfte. In den nordischen Sprachen ist es tief verwurzelt und umspannt Bereiche, die eher positiv besetzt sind und zum Träumen einladen: So bezeichnet „alheimur“ das All oder Universum. Die Vorstellungswelt ist das „andaheimur“ (“die andere Welt”), „dreymaheimur“ umschreibt die Traumwelt, „evnaheimur“ die Realität. „Helheimur“ die Hölle oder Totenwelt, „undirheimur“ die Unterwelt und fremde Länder nannte der Wikinger schon „útheimur (“Außenwelt”).

Viele Ortsbezeichnungen in den Niederlanden, Deutschland und Skandinavien haben die Endsilbe -heim oder -heem und geben den jeweiligen Orten das Prädikat „Hier ist Heimat!“ Beispiele: Mannheim, Mühlheim, Kirchheim oder Seeheim-Jugenheim in Deutschland, Trondheim in Norwegen oder Arnheim in den Niederlanden.

Heimat für Senioren sind die vielen Pflegeeinrichtungen über die Jahre in Deutschland geworden. In der Fachsprache gibt es drei Begriffe:

  • Altenwohnheim – Der Bereich Wohnen hat hier das größte Gewicht – andere Leistungen werden nur in geringem Umfang angeboten.
  • Altenheim – Hierbei besteht eine (noch) geringe Pflegebedürftigkeit, das selbstbestimmte Leben überwiegt. Dienstleistungen wie Säubern und Aufräumen im Zimmer, Speisenversorgung werden regelmäßig in Anspruch genommen. Die Bewohner führen keinen eigenen Haushalt.
  • Altenpflegeheim – Die stationäre Pflege ausgeprägt pflegebedürftiger Menschen steht in diesen Einrichtungen rund um die Uhr im Vordergrund.
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Am stärksten vertreten ist die dritte Kategorie, das Pflegeheim. Laut Statistischem Bundesamt waren es im Jahr 2015 insgesamt 13.596 Pflegeeinrichtungen. Davon wird etwa jedes 10. von staatlichen Trägern geführt. Private Betreiber haben einen Marktanteil von 15%, private Betreiber, die Ketten angehören, noch einmal 15 %. Der Großteil wird von freigemeinnützigen Organisationen betrieben. Stiftungen, denen Gewinnstreben untersagt ist, haben den geringsten Anteil. Gerade auf Stiftungen aber gehen in der Geschichte die ersten Einrichtungen zurück, die sich zum Ziel gesetzt haben, alten Menschen einen Lebensabend in Geborgenheit und mit medizinischer Versorgung zu sichern.